Schmerzmittel (Analgetika)
Ein akuter Schmerz ist für den Körper ein wichtiges und nützliches Warnsignal. Es zeigt an, dass Körpergewebe verletzt wurde und schnellstmöglich eine Behandlung von der schmerzauslösenden
Quelle erfolgen sollte. So macht der akute Schmerz auf Gefahren, wie eine heiße Herdplatte, aufmerksam oder deutet auf eine Störung im Organismus hin. Zudem zwingen Schmerzen zur Ruhe und
unterstützen damit den Heilungsprozess.
Eine rechtzeitig beginnende, ausreichend dosierte Schmerzmittelbehandlung kann die Chronifizierung des Schmerzes verhindern. Außerdem machen Schmerzmittel für Patienten mit starken
Schmerzen, wie beispielsweise Tumorpatienten, das Leben erträglich.
Gewarnt werden muss aber vor der eigenmächtigen Selbstmedikamention. Besonders schlimm können ihre Folgen sein, wenn wahllos verschiedene, womöglich für den jeweiligen Schmerz nicht spezifisch
wirksame Mittel in zu hohen Dosierungen über einen längeren Zeitraum eingenommen werden.
Die Liste der dann eventuell auftretenden Nebenwirkungen ist lang und reicht von Magengeschwüren, Leber- und Nierenschäden, Herzinfarkt, Sucht bis zu einem Medikamenten-induzierten
Kopfschmerz.
Um den unerwünschten Wirkungen vorzubeugen und eine optimale Schmerzbehandlung zu gewährleisten, sollten Schmerzmittel ohne ärztlichen Rat nie länger als eine Woche eingenommen werden.
Schmerzmittel können nur dann effektiv helfen, wenn sie genau auf Ihre Schmerzen abgestimmt sind.
Einteilung der Schmerzmittel
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die wichtigsten Schmerzmittel in drei Stufen unterteilt. Dieses Stufenschema dient als Orientierung bei der Erstellung eines Therapieplans. Werden die
Schmerzen stärker, so können Mittel aus der nächst höhern Stufe verordnet werden. Mit dieser Drei-Stufen-Therapie lassen sich über 90 Prozent der Schmerzpatienten ausreichend therapieren.
Bisweilen kann es auch nötig sein, Mittel aus verschiedenen Stufen miteinander zu kombinieren, die auf unterschiedlichen Wirkmechanismen beruhen.
Die Stufe 1 umfasst die nichtopioidhaltigen Schmerzmittel, Stufe 2 schwache Opioide und Stufe 3 die starken Opioide.
Bei Medikamenten aus Stufe 1 handelt es sich größtenteils um frei verkäufliche Medikamente, die bei vielen gesundheitlichen Beeinträchtigungen eingesetzt werden. Sie können in
Form von Tropfen, Tabletten, Kapseln oder Zäpfen verordnet werden. Einige sind auch als so genannte Retardmittel (= mit verlängerter Wirkdauer) erhältlich.
Die Medikamente wirken nicht nur schmerzstillend, sondern auch entzündungshemmend und fiebersenkend.
Vor allem, wenn Sie unter einer allergischen Erkrankung, Blutgerinnungsstörungen, einem empfindlichen Magen oder chronischen Atemwegserkrankungen (z.B. Asthma) leiden, sollten Sie aufgrund der
möglichen Nebenwirkungen mit mir sprechen. Die Mittel dürfen auch nicht mit Alkohol eingenommen werden.
Bei Medikamenten der Stufe 2 handelt es sich um morphinähnliche Substanzen, die in der Verordnung nicht unter das Betäubungsmittelgesetz fallen. Sie sind rezeptpflichtig und
können über ein herkömmliches Rezept bezogen werden. Wichtig ist es, diese Medikamente genau in den verordneten Dosen einzunehmen und sich an den Einnahmezeitplan zu halten. Die Opioide sind in
verschiedenen Darreichungsformen (Tropfen, Tabletten, Kapseln, Zäpfchen, Retardmittel) verfügbar. Als seltene Nebenwirkungen werden Übelkeit, Erbrechen und Verstopfung beschrieben.
Die Medikamente der Stufe 3 sind die starken Opioide und gehören zu den stärksten Schmerzmitteln. Ihre Verordnung orientiert sich allein an der Schmerzintensität. Die Verordnung
dieser Schmerzmittel ist an gewisse Auflagen gekoppelt und richtet sich nach dem Betäubungsmittelgesetz (so genannte BtMVV-Verordnung). Der bekannteste und am häufigsten eingesetzte Wirkstoff ist
Morphin. Auch Morphin gibt es in allen oben erwähnten Darreichungsformen. Die Vorurteile (bsp. starkes Suchtpotential), die man gegen diesen Wirkstoff hatte, werden heute anders bewertet.
Kontrolliert eingenommen machen diese Substanzen nicht süchtig, allerdings wirken sie insgesamt dämpfend auf den ganzen Organismus, was sich unter anderem in Darmträgheit äußert.
Wie wirken Schmerzmittel?
Diese Frage kann nicht allgemein beantwortet werden. Die einzelnen Schmerzmittel greifen in unterschiedliche Prozesse der Schmerzentstehung ein. Um die Wirkmechanismen von Schmerzmitteln zu
verstehen, ist es also wichtig, etwas über der Schmerzentstehung zu wissen.
Schmerzentstehung
Fast in jedem Gewebe im Körper gibt es so genannte Schmerz- oder Nozirezeptoren, die sich an den Endpunkten verschiedener Nerven befinden. Sie reagieren auf verschieden Reize, zum Beispiel auf
Kälte, Wärme, Druck, einen Stich oder einen Schlag. Diese Einflüsse werden durch direkte Reizung, Verletzung oder über so genannte Mediatoren (Überträgerstoffe) vermittelt. Der Schmerzreiz wird
dann über die Nervenbahnen zum Rückenmark geleitet. Von dort aus erfolgt über körpereigene chemische Botenstoffe eine Reizweiterleitung zum Gehirn. Hier wird der Schmerz verarbeitet und das
Gehirn schüttet daraufhin körpereigene schmerzstillende Substanzen aus, die so genannten Endorphine. Sie hemmen über elektrische Impulse die Übertragung des Schmerzreizes. Es erfolgt eine
Schmerzdämpfung.
Wirkmechanismen (Beispiele)
Die nichtopioidhaltigen Schmerzmittel der Stufe 1 hemmen Enzyme, die an der Produktion von Mediatoren, wie beispielsweise den Prostaglandinen, beteiligt sind. Da die Prostaglandine nicht nur für
die Schmerzentstehung verantwortlich sind, sondern auch noch weitere Funktionen haben, können zusätzliche positive oder negative Begleiterscheinungen auftreten. Zu denken ist hier an ihre fieber-
und entzündungshemmende Wirkung, aber auch an die Beeinträchtigung der Schutzfunktion der Magenschleimhaut oder an Blutgerinnungsstörungen.
Die Opioide, die Schmerzmittel der Stufe 3, wirken auf die gleiche Weise wie die körpereigenen Endorphine, nur wesentlich stärker.